Aktuelles aus dem Institut

„Energie soll kein Luxus werden“ <br>BMU-Staatssekretärin Klug beim vierten „Clausthaler Gespräch“

Clausthal-Zellerfeld. Mehr Forschung und neue Technologien zu Bio-Kraftstoffen hat Staatssekretärin Astrid Klug vom Bundesministerium für Umwelt am 15. Juni beim vierten „Clausthaler Gespräch zu Alternativen zum Erdöl“ im Clausthaler Umwelttechnik-Institut (CUTEC) gefordert, um eine größere Unabhängigkeit vom Erdöl zu erreichen. Die Evangelische Akademie Loccum, die CUTEC und die Technische Universität (TU) Clausthal hatten zu der Veranstaltung eingeladen.

Die Welt wird mobiler. Während in Europa und den USA der Markt an Kraftfahrzeugen nahezu gesättigt ist, entwickeln die Schwellenländer dramatisch ein Bedürfnis nach Mobilität. Experten schätzen, dass sich in Schwellenländern des ehemaligen Ostblocks und in Asien bis zum Jahr 2030 die Anzahl der PKW und Motorräder mehr als verdoppelt. Zwar würden dann nur etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung - und nicht über sechzig Prozent, wie in Deutschland - ein Auto besitzen, bezogen auf die heute 1,3 Milliarden Menschen der Volksrepublik China ergäben das jedoch bereits 260 Millionen Autos.



"Das Bedürfnis nach Mobilität ist gerecht." - Staatssekretärin Astrid Klug



Würden diese Autos fossile Kraftstoffe benötigen, die Folgen für das Weltklima wären katastrophal. Ein rapide ansteigender CO2-Ausstoß hätte eine deutliche Beschleunigung des Klimawandels zur Folge. Doch das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität ist gerecht, sagte Astrid Klug, Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums. Das gelte besonders für die Menschen in den Wachstumsländern: Gerade die ärmeren Länder in den Äquatorialgebieten litten am stärksten unter den Folgen der Mobilität in den reichen Ländern. „Die Lösung ist nicht, die Mobilität zu verbieten. Energie soll kein Luxus werden!“ Stattdessen, so schlug Klug vor, müsse in Forschung und Technik investiert werden, um neue Technologien zu finden, die dann in zehn bis zwanzig Jahren marktreif sein könnten.



Bio-Kraftstoffe der 2. Generation: weniger CO2 und weniger Schadstoffe



Neue Technologien, das sind laut Klug auch die so genannten Bio-Kraftstoffe der zweiten Generation. „Bio-Kraftstoffe sind kein Nischenprodukt. Sie sind die Chance, unsere Mobilität zu erhalten und sie allen anderen zu ermöglichen.“ Ihre CO2-Bilanz sei um neunzig Prozent niedriger, als die von Erdöl und deutlich besser, als die des heutigen Bio-Diesels. Außerdem wäre die nächste Generation der Bio-Kraftstoffe von wesentlich höherer Qualität, als die heutige, hätte eine bessere Schadstoffbilanz, und die Motoren müssten, auch bei einer hohen Beimischung, nicht umgerüstet werden.



Nicht nur zu Bio-Kraftstoffen, sondern auch zu anderen Energierohstoffen forschen die Wissenschaftler des gastgebenden CUTEC-Instituts. Professor Dr. Otto Carlowitz, Geschäftsführer der CUTEC, erläuterte dem Publikum im voll besetzten Vortragssaal: „Über die Multi-Purpose-Synthese kann man z. B. aus Holz, Raps oder auch Tiermehl neben dem Sun-Diesel auch Bio-Methanol, Bio-Methan oder Bio-Wasserstoff gewinnen.“ Dieses Syntheseverfahren stelle eine ganze Reihe von Energierohstoffen zur Verfügung: Chemierohstoffe, Kraft- und Brennstoffe.



Nachhaltigkeit sicherstellen, "bevor die Luft raus ist" - Prof. Dr. Hans-Peter Beck



Auf einen Mix verschiedener Energien zu setzen, war der Vorschlag, den Professor Dr. Hans-Peter Beck zu Beginn der Veranstaltung gemacht hatte. Beck ist TU-Vizepräsident für Forschung und Hochschulentwicklung, Geschäftsführer des Instituts für Elektrische Energietechnik und forscht unter anderem im Forschungsverbund Energie Niedersachsen (FEN). Konventionelle und regenerative Formen der Energieerzeugung zu kombinieren, sei eine zukunftsweisende Möglichkeit, eine nachhaltige Energieversorgung sicher zu stellen. „Wir müssen sichergehen, dass die Luft nicht aus den regenerativen Energieformen raus ist, bevor wir dort Nachhaltigkeit erreicht haben“, appellierte Beck. „Es ließen sich zum Beispiel marginale Erdgasvorkommen und Windräder in der Nordsee gemeinsam zur kontinuierlichen Stromerzeugung nutzen.“ Ein entsprechendes Forschungsprojekt, an dem auch Partner aus der Industrie beteiligt sind, befände sich bereits in der Vorbereitung.



Nicht nur politische Instrumente, wie eine differenzierte Besteuerung von Unternehmen nach Art der eingesetzten Energierohstoffe, sondern vor allem Forschungsprojekte von Industrie und Wissenschaft seien nötig, um die ehrgeizigen Ziele der Bundesinitiative „Weg vom Öl“ zu erreichen, stellte Astrid Klug zum Ende ihres Vortrags fest. „Sie setzen genau auf das richtige Pferd“, versicherte sie den Clausthaler Forschern der CUTEC und der TU. „Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Kooperation.“



Die „Clausthaler Gespräche“ sind eine Veranstaltungsreihe, die „in loser Folge Vorträge, Diskussionen und Tagungen zu aktuellen Themen aus den Bereichen Energie, Klima und Wirtschaft anbieten“, erläutert Dr. Andreas Dally von der Evangelischen Akademie Loccum, zuständig für die Organisation der Clausthaler Gespräche. Die bisherigen Veranstaltungen fanden in Clausthal-Zellerfeld und in Hannover statt. Initiiert hatte diese Veranstaltungsreihe Professor Dr. Bernd Heins, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement der CUTEC.



Kontakt:

Dr. Britta Kragert

CUTEC-Institut GmbH

Leibnizstraße 21+23

38678 Clausthal-Zellerfeld

Tel.: 05323 933 208

Email: britta.kragert@cutec.de




Prof. Dr. Otto Carlowitz führte BMU-Staatssekretärin Astrid Klug und Prof. Dr. Hans-Peter Beck durch die Forschungsanlagen der CUTEC (Bilder li. und re.).


Das Gruppenfoto (mitte) zeigt (v.l.): Dr. Andreas Schütte (FNR), Dr. Andreas Dally (Ev. Akademie Loccum), Werner Grübmeyer, Prof. Dr. Otto Carlowitz (CUTEC), Astrid Klug (BMU), Prof. Dr. Hans-Peter Beck (TU) und Dr. Hartmut Heinrich (VW)

Menschen beim Besuch des CUTEC-Gebäudes der TU Clausthal

Pressemitteilungen

„Energie soll kein Luxus werden“ <br>BMU-Staatssekretärin Klug beim vierten „Clausthaler Gespräch“

Clausthal-Zellerfeld. Mehr Forschung und neue Technologien zu Bio-Kraftstoffen hat Staatssekretärin Astrid Klug vom Bundesministerium für Umwelt am 15. Juni beim vierten „Clausthaler Gespräch zu Alternativen zum Erdöl“ im Clausthaler Umwelttechnik-Institut (CUTEC) gefordert, um eine größere Unabhängigkeit vom Erdöl zu erreichen. Die Evangelische Akademie Loccum, die CUTEC und die Technische Universität (TU) Clausthal hatten zu der Veranstaltung eingeladen.

Die Welt wird mobiler. Während in Europa und den USA der Markt an Kraftfahrzeugen nahezu gesättigt ist, entwickeln die Schwellenländer dramatisch ein Bedürfnis nach Mobilität. Experten schätzen, dass sich in Schwellenländern des ehemaligen Ostblocks und in Asien bis zum Jahr 2030 die Anzahl der PKW und Motorräder mehr als verdoppelt. Zwar würden dann nur etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung - und nicht über sechzig Prozent, wie in Deutschland - ein Auto besitzen, bezogen auf die heute 1,3 Milliarden Menschen der Volksrepublik China ergäben das jedoch bereits 260 Millionen Autos.



"Das Bedürfnis nach Mobilität ist gerecht." - Staatssekretärin Astrid Klug



Würden diese Autos fossile Kraftstoffe benötigen, die Folgen für das Weltklima wären katastrophal. Ein rapide ansteigender CO2-Ausstoß hätte eine deutliche Beschleunigung des Klimawandels zur Folge. Doch das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität ist gerecht, sagte Astrid Klug, Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums. Das gelte besonders für die Menschen in den Wachstumsländern: Gerade die ärmeren Länder in den Äquatorialgebieten litten am stärksten unter den Folgen der Mobilität in den reichen Ländern. „Die Lösung ist nicht, die Mobilität zu verbieten. Energie soll kein Luxus werden!“ Stattdessen, so schlug Klug vor, müsse in Forschung und Technik investiert werden, um neue Technologien zu finden, die dann in zehn bis zwanzig Jahren marktreif sein könnten.



Bio-Kraftstoffe der 2. Generation: weniger CO2 und weniger Schadstoffe



Neue Technologien, das sind laut Klug auch die so genannten Bio-Kraftstoffe der zweiten Generation. „Bio-Kraftstoffe sind kein Nischenprodukt. Sie sind die Chance, unsere Mobilität zu erhalten und sie allen anderen zu ermöglichen.“ Ihre CO2-Bilanz sei um neunzig Prozent niedriger, als die von Erdöl und deutlich besser, als die des heutigen Bio-Diesels. Außerdem wäre die nächste Generation der Bio-Kraftstoffe von wesentlich höherer Qualität, als die heutige, hätte eine bessere Schadstoffbilanz, und die Motoren müssten, auch bei einer hohen Beimischung, nicht umgerüstet werden.



Nicht nur zu Bio-Kraftstoffen, sondern auch zu anderen Energierohstoffen forschen die Wissenschaftler des gastgebenden CUTEC-Instituts. Professor Dr. Otto Carlowitz, Geschäftsführer der CUTEC, erläuterte dem Publikum im voll besetzten Vortragssaal: „Über die Multi-Purpose-Synthese kann man z. B. aus Holz, Raps oder auch Tiermehl neben dem Sun-Diesel auch Bio-Methanol, Bio-Methan oder Bio-Wasserstoff gewinnen.“ Dieses Syntheseverfahren stelle eine ganze Reihe von Energierohstoffen zur Verfügung: Chemierohstoffe, Kraft- und Brennstoffe.



Nachhaltigkeit sicherstellen, "bevor die Luft raus ist" - Prof. Dr. Hans-Peter Beck



Auf einen Mix verschiedener Energien zu setzen, war der Vorschlag, den Professor Dr. Hans-Peter Beck zu Beginn der Veranstaltung gemacht hatte. Beck ist TU-Vizepräsident für Forschung und Hochschulentwicklung, Geschäftsführer des Instituts für Elektrische Energietechnik und forscht unter anderem im Forschungsverbund Energie Niedersachsen (FEN). Konventionelle und regenerative Formen der Energieerzeugung zu kombinieren, sei eine zukunftsweisende Möglichkeit, eine nachhaltige Energieversorgung sicher zu stellen. „Wir müssen sichergehen, dass die Luft nicht aus den regenerativen Energieformen raus ist, bevor wir dort Nachhaltigkeit erreicht haben“, appellierte Beck. „Es ließen sich zum Beispiel marginale Erdgasvorkommen und Windräder in der Nordsee gemeinsam zur kontinuierlichen Stromerzeugung nutzen.“ Ein entsprechendes Forschungsprojekt, an dem auch Partner aus der Industrie beteiligt sind, befände sich bereits in der Vorbereitung.



Nicht nur politische Instrumente, wie eine differenzierte Besteuerung von Unternehmen nach Art der eingesetzten Energierohstoffe, sondern vor allem Forschungsprojekte von Industrie und Wissenschaft seien nötig, um die ehrgeizigen Ziele der Bundesinitiative „Weg vom Öl“ zu erreichen, stellte Astrid Klug zum Ende ihres Vortrags fest. „Sie setzen genau auf das richtige Pferd“, versicherte sie den Clausthaler Forschern der CUTEC und der TU. „Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Kooperation.“



Die „Clausthaler Gespräche“ sind eine Veranstaltungsreihe, die „in loser Folge Vorträge, Diskussionen und Tagungen zu aktuellen Themen aus den Bereichen Energie, Klima und Wirtschaft anbieten“, erläutert Dr. Andreas Dally von der Evangelischen Akademie Loccum, zuständig für die Organisation der Clausthaler Gespräche. Die bisherigen Veranstaltungen fanden in Clausthal-Zellerfeld und in Hannover statt. Initiiert hatte diese Veranstaltungsreihe Professor Dr. Bernd Heins, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeitsmanagement der CUTEC.



Kontakt:

Dr. Britta Kragert

CUTEC-Institut GmbH

Leibnizstraße 21+23

38678 Clausthal-Zellerfeld

Tel.: 05323 933 208

Email: britta.kragert@cutec.de




Prof. Dr. Otto Carlowitz führte BMU-Staatssekretärin Astrid Klug und Prof. Dr. Hans-Peter Beck durch die Forschungsanlagen der CUTEC (Bilder li. und re.).


Das Gruppenfoto (mitte) zeigt (v.l.): Dr. Andreas Schütte (FNR), Dr. Andreas Dally (Ev. Akademie Loccum), Werner Grübmeyer, Prof. Dr. Otto Carlowitz (CUTEC), Astrid Klug (BMU), Prof. Dr. Hans-Peter Beck (TU) und Dr. Hartmut Heinrich (VW)

Menschen beim Besuch des CUTEC-Gebäudes der TU Clausthal
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